Dieses eine Mal, als der Prophet im Auftrag Gottes Berge anbrüllte und verdammte
Teil 2 der Hesekiel-Chroniken
Teil 2 der Hesekiel-Chroniken. Was bisher geschah kannst du hier nachlesen.
Hesekiel hatte die letzten 390 Tage liegend auf der Seite verbracht, eine Art Performance, mit der der Prophet Gottes Botschaft des Unheils überbringen sollte, da ihn Gott mit Stummheit geschlagen hatte.
Nach diesen 390 Tagen bekam er neue Anweisungen: Mit einem Schwert sollte er seinen Bart abschneiden (ja, mit einem Schwert), anschließend hatte er auf einer Waage die Haare zu dritteln.
Ein Drittel sollte er mitten in Jerusalem verbrennen, das nächste Drittel von sich werfen und mit dem Schwert drauf kloppen (böses Haar! Böses, böses Haar!) und das letzte Drittel vom Wind verstreuen lassen.
Einige der Haare aber sollte Hesekiel in seinen Mantelzipfen binden, und weitere Haare (hier ist mir nicht ganz klar, ob er die Haare aus dem Mantelzipfel nehmen soll oder aus den Dritteln, es ist alles etwas undeutlich) sind zusätzlich noch mal zu verbrennen. Völlig normales, überhaupt nicht irres Verhalten.
Das Königreich Israel hatte Gottes Gunst verloren und sollte bald von den Feinden zerstört werden. Die gesamte Kunstperformance Hesekiels war eine Metapher für die Belagerung und Zerstörung Jerusalems (bei der, dieses Detail erwähnt Gott explizit, Kinder ihre Eltern und Eltern ihre Kinder essen, Ohren und Nasen abgeschnitten, Männer, Frauen, Kinder und Greise erschlagen und die gesamte Stadt in Schutt und Asche gelegt werden würde).
Falls ihr es vergessen habt: Die ganze Zeit über war Hesekiel stumm, weil Gott ihm die Zunge an den Gaumen geklebt hatte (und hier könnte man, wäre man Pedant, auf eine mögliche Handlungslücke hinweisen, weil ich nicht weiß, wie er das Brot aus Teil 1 hätte verspeisen sollen, wenn die Zunge am Gaumen klebt naja).
Als Hesekiel dann wieder reden durfte, tat er das, was jeder vernünftige Mensch in seiner Situation gemacht hatte:
Er verdammte die Berge. Richtig gelesen. Das erste, was Hesekiel tat, als er wieder reden konnte, war die Berge anzubrüllen und gegen sie weiszusagen:
Ihr Berge Israels, höret das Wort Gottes des HERRN! So spricht Gott der HERR zu den Bergen und Hügeln, zu den Bächen und Tälern: Siehe, ich will das Schwert über euch bringen.
Scheiß Berge einfach.
So und ähnlich geht das im Buch Hesekiel weiter. Metapher um Metapher ballert Hesekiel als Mundwerk Gottes raus, und es geht jedesmal um die baldige Vernichtung Jerusalems, weil Gott sehr unzufrieden ist, eine Metapher wilder als die andere (unter anderem eine Prostituierte, die Geld auszahlt für Sex (statt Geld zu nehmen), irgendwas mit Adlern und Wein, und Löwen sind auch dabei).
Später geht es wieder um Prostituierte, zwei Schwestern diesmal, eine wollüstiger als die andere, und Hesekiel beschreibt im Detail wie die Schwestern sich begrapschen und begatten lassen (Brüste und Nippel werden mehrfach erwähnt, immer wieder lassen sie sich die Brüste und Nippel streicheln, dieses Detail war dem Propheten und / oder Gott sehr wichtig), auch das wieder eine Metapher für die Sünden Israels (falls das noch nicht aufgefallen ist: Gott ist ziemlich sauer).
Gen Ende des Buches führt Gott Hesekiel dann in Feld voller menschlicher Knochen, und während Hesekiel inmitten der Gebeine steht und weissagt, wachsen den Knochen Sehnen, Muskeln und Haut, und die Skelette erwachen zum Leben und stehen auf, und wandeln umher, wie das halt so ist, wenn du völlig den Verstand verloren hast oder komplett auf Schlafmohn bist.
Und ich habe noch gar nicht erwähnt, dass das Buch direkt mit einer Vision losgeht, in der Hesekiel eine völlig wahnsinnige Version von Gottes Thronwagen hat (hier eine Zeichnung).
Wie ich im ersten Teil sagte: Das Buch Hesekiel ist eines der krassesten Bücher der Bibel. Es ist wahnsinnig und grausam, gleichzeitig aber unglaublich faszinierend, auch hinsichtlich der Tatsache, dass dieses Bibelbuch existiert und sich trotzdem das Image des “lieben Gottes” durchgesetzt hat.
Hesekiel aber lachte am Längsten: Nach dreijähriger Belagerung zerstörte Babylon Jerusalem im Jahr 587/586.
Quelle: Das Buch Hesekiel
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